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Das jüngste Bankenbeben in der Schweiz ist wie ein Brennglas für eine Entwicklung, die seit Jahren anhält. Der europäische Bankensektor konsolidiert sich weiter ungebremst. Immer mehr Häuser fusionieren, Einzeltitel verschwinden. In der Folge müssen sich häufig viele Fachkräfte der Branche beruflich neu orientieren. Ihren Fähigkeiten bieten Ihnen jedoch am Arbeitsmarkt einen entscheidenden Vorteil – suchen gerade Unternehmen ausserhalb der Branche händeringend nach Experten, die über regulatorisches Fachwissen verfügen und dieses umsetzen können. Welche Chancen sich im aktuellen Arbeitsmarkt für Banker ausserhalb des Bankensektors bieten, erklären Senta Barth und René Amrhein, beide Managing Director im Bereich Executive Search von Robert Half.

Seit Jahrzehnten ist der Bankensektor unverändert auf Schrumpfkurs. Waren es in Deutschland 1990 derer noch weit über 4500 Institute, zählt die Deutsche Bundesbank Ende 2020 gerade einmal noch 1679 Geldhäuser. Ähnlich sehen die Zahlen für den traditionell starken Finanzplatz Schweiz aus: 2020 zählte das Land noch 243 Kreditinstitute, 2021 sank die Zahl auf 239. Umfassender wird das Bild, wenn man sich die gesamte Entwicklung im Euroraum ansieht: Waren 2007 noch 8350 Geldhäuser in Europa tätig, sind es im Dezember 2021 gerade einmal noch 5264 gewesen – ein historischer Tiefststand und ein anhaltend globaler Trend. Die Gründe sind vielfältig; darunter Finanzkrisen und Missmanagement, aber auch das Aufrechterhalten eines wettbewerbsfähigen Geschäftsmodells in einem hochregulierten Markt, der mitunter von einem Jahrzehnt anhaltender Niedrigzinspolitik geprägt ist.

Der Fusionsdruck hält an

Vor diesem Hintergrund ergibt sich für Banken ein Fusionsdruck oder auch Carve-out-getriebene Neuausrichtung von Geschäftsmodellen. Eine wesentliche Triebfeder für einen M&A-Prozess sind Synergien, mit denen Banken den Negativtrend bezüglich der Rentabilität abmildern können. Die Konsequenz daraus; Abteilungen oder gar ganze Geschäftseinheiten werden zusammengelegt, aufgelöst oder verkauft. Die dadurch nicht selten freigesetzten Experten und Fachkräfte sehen sich häufig mit einer beruflichen Neuorientierung konfrontiert.

Weniger Häuser, viele neue Wege

Doch ihre Chancen stehen aus aktueller Sicht am Arbeitsmarkt sehr gut – wenn sie gewillt sind, ihren Blick auf andere Branchen als den Bankensektor zu richten. Denn vor allem Spezialisten, wie Analysten, Risk Manager, aber auch aus den Bereichen Compliance und IT, verfügen über Fähigkeiten und Kenntnisse, die bereits heute von vielen Branchen stark nachgefragt werden. Einer der Hintergründe dieser Entwicklung ist, dass viele Branchen sich inzwischen einer zunehmenden Regulierung ausgesetzt sehen und den damit einhergehenden, umfangreicheren Anforderungen an ihre Berichterstattung und Compliance, aber auch der Analyse von Unternehmensrisiken oder ihren Lieferketten.

So bringt beispielsweise ein Risk-Manager oder Penetrationstester im stark regulierten Bankenumfeld bereits entsprechendes Rüstzeug mit, die ihn wertvoll für viele Unternehmen abseits der Bankenbranche machen.

Kandidaten, die seit der Finanzkrise 2008 in einer zunehmend regulierten Branche arbeiteten und die die Aufgaben kennen, die sich im Zuge einer regulatorischen Umsetzungsvorgabe stellen. Das sind die Experten, die in ihren Bereichen bereits beispielsweise ISO-Standards umgesetzt haben, die allerdings auch finanzmarktspezifische Vorgaben wie MiFID II oder Basel IV genauso umsetzen konnten wie die jüngst eingeführten Regulierungen im Zusammenhang mit der EU-Taxonomie und der Offenlegungsverordnung.

Bankmitarbeiter sind gut ausgebildet und krisenerprobt

Der Bankmitarbeiter ist also nicht nur gut ausgebildet, er ist krisenerprobt und kann auf Veränderungen einer Branche adäquat reagieren. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) können jetzt Experten für sich gewinnen, die über einen breiten Erfahrungsschatz in diesem Bereich verfügen. Die KMUs können langwidrige Prozesse durch die richtige Personalstrategie entscheidend abkürzen. Sie sparen dadurch nicht nur Zeit, sondern vor allem Geld.

Allerdings brauchen viele Kandidaten ein wenig Starthilfe in branchenfremdes Terrain hinein. Viele haben ihr gesamtes Berufsleben in einer Bank verbracht und stehen nun zum ersten Mal vor einer Neuorientierung. Hier kann externe Beratung die Kandidaten an die Stellen in neuen Unternehmen bringen, die für sie den nächsten Karriereschritt bedeuten. Mitunter ist es hilfreich, die eigenen Stärken, Fähigkeiten und Erfahrungen zu orchestrieren und dann für eine Vermittlung beispielsweise zielgenau aufzubereiten. So ist eine Erwerbsbiografie mit Bankenhintergrund in Kombination mit dem richtigen Softskill-Set oft der Grundstein für eine Führungsrolle in einem neuen Unternehmen.

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