Sie kommen aus dem Gespräch mit Ihrem Chef – und sind unzufrieden: Zwar gab es endlich eine Lohnerhöhung, doch das Plus liegt deutlich unter dem, was Sie gefordert hatten. Was nun? Trotzdem annehmen, ablehnen oder nachfordern? Wir verraten, wie Sie am besten reagieren. So viel vorweg: Um trotzdem zu bekommen, was Sie möchten, brauchen Sie jetzt Geduld und Fingerspitzengefühl.
Hier lesen Sie:
- Lohnerhöhung zu niedrig? Prüfen Sie, ob Ihre Vorstellungen realistisch waren
- Annehmen oder ablehnen? So verscherzen Sie es sich nicht mit dem Arbeitgeber
- Benefits statt Geld? Basteln Sie an Ihrer Strategie für die nächste Gehaltsverhandlung
- Neuer Job, neue Chance: Verkaufen Sie sich nicht dauerhaft unter Wert
Lohnerhöhung zu niedrig? Prüfen Sie, ob Ihre Vorstellungen realistisch waren
Sie haben all Ihren Mut zusammengenommen und nach mehr Lohn gefragt. Sie waren gut vorbereitet, selbst die Killerphrasen Ihres Chefs haben Sie im Gehaltsgespräch gekonnt pariert. Und wie viel an Lohnerhöhung üblich ist – nämlich zwischen drei und zehn Prozent – wussten Sie auch und haben sich mit Ihrer Forderung in diesem Rahmen bewegt. Und trotzdem fällt die Gehaltsanpassung, die man Ihnen nach diesem Gespräch anbietet, niedriger aus als Sie erwartet hatten.
Woran hat es bloss gelegen?
Ihr Problem: Ein objektives “zu niedrig” gibt es beim Thema Gehaltsanpassung nicht – zumindest nicht, wenn Sie in einer Branche tätig sind, in der Lohnerhöhungen individuell verhandelt werden. Sind Sie dort unzufrieden mit Ihrem Einkommen, dann liegt das am Missverhältnis zwischen den eigenen Erwartungen und dem Wert, den das Unternehmen Ihrer Arbeitskraft beimisst.
Nehmen Sie das Ergebnis der Gehaltsverhandlung daher nicht persönlich. Vermutlich hat Ihr Vorgesetzter die Entscheidung für die Lohnerhöhung um die Prozentzahl X mit objektiven Fakten begründet. Vielleicht haben Sie das obere Ende der Gehaltsspanne bereits erreicht, die in Ihrem Unternehmen für Ihre Tätigkeit üblich ist?
Überprüfen können Sie das zum Beispiel, wenn es dazu eine (anonymisierte) unternehmensinterne Übersicht gibt. Übrigens: Welche Gehälter in Ihrer Branche anderswo gezahlt werden und an welcher Stelle der Skala Sie stehen, verrät Ihnen die Gehaltsübersicht von Robert Half.
Annehmen oder ablehnen? So verscherzen Sie es sich nicht mit dem Arbeitgeber
In der konkreten Gesprächssituation geht es aber erst einmal um die Frage: Wie reagieren Sie auf das Ihrer Meinung nach unzureichende Angebot? Annehmen oder ablehnen? Oder besteht sogar noch die Möglichkeit einer Nachverhandlung?
Die Antwort: Im ersten Schritt bleibt Ihnen nicht viel anderes übrig, als die Lohnerhöhung in der angebotenen Form zu akzeptieren. Die Alternative wäre, dass Sie leer ausgehen und Ihr Gehalt sich in den nächsten paar Monaten auf jeden Fall nicht erhöhen wird. Denn der Arbeitgeber ist Ihnen so weit entgegengekommen, wie er es in diesem Moment kann – oder möchte. Er hat seinen Standpunkt deutlich gemacht und wird auch nicht davon abrücken, wenn Sie insistieren.
Auf keinen Fall sollten Sie die Gehaltsanpassung rundheraus ablehnen und dabei schlimmstenfalls noch offen empört reagieren. Das wirkt unhöflich und würde Ihr Verhältnis zum Arbeitgeber stark belasten. Denn schliesslich ist dieser nicht dazu verpflichtet, Ihr Gehalt zu erhöhen.
Die Bitte um eine Nachverhandlung unter den derzeitigen Voraussetzungen – etwa gleich am nächsten Tag oder in der nächsten Woche – sollten Sie sich ebenfalls verkneifen. Ist die Gehaltsverhandlung einmal vorbei, dann ist sie vorbei.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie sich jetzt kleinlaut und für immer mit der zugesagten Aufstockung abfinden müssen. Akzeptieren Sie sie für den Moment, aber bitten Sie um einen Ausblick:
- Was müssen Sie leisten, welche Aufgaben oder Qualifikationen müssen dazu kommen, um eine Ihrer Meinung nach angemessene Gehaltserhöhung zu rechtfertigen?
- In welchem Zeitraum können Sie das realisieren?
- Wann unterhalten Sie sich daran anschliessend erneut über Ihr Salär?
Benefits statt mehr Geld? Basteln Sie an Ihrer Strategie für die nächste Gehaltsverhandlung
Konzentrieren Sie sich vor diesem Hintergrund darauf, in den kommenden Monaten Leistung zu zeigen und Argumente für die nächste Runde zu sammeln.
Dazu gehört auch, dass Sie sich überlegen, was Sie ausser “mehr Geld” weiterbringen würde. Hier kommt das Thema Benefits ins Spiel. Ein Tag mehr Urlaub, flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, bei Bedarf im Home-Office zu arbeiten – vielleicht lässt sich Ihr Arbeitgeber darauf ein.
Durch einige Zusatzleistungen können Sie sogar Geld sparen. Sie wirken dann wie eine indirekte Gehaltserhöhung. Dazu gehören beispielsweise:
- Zuschuss zu den Fahrtkosten oder zum Jobticket
- Essensgeld oder -gutscheine
- betriebliche Gesundheitsförderung
Neuer Job, neue Chance: Verkaufen Sie sich nicht dauerhaft unter Wert
Trotzdem sollten Sie immer Ihren Marktwert im Blick behalten und sich langfristig daran orientieren. Sind Sie mit dem Lohnniveau bei Ihrem Arbeitgeber dauerhaft unzufrieden, schauen Sie, was der Arbeitsmarkt sonst noch so zu bieten hat.
Klar, einfacher ist es natürlich, im alten Job zu bleiben. Und vielleicht rechnet Ihr Arbeitgeber damit, dass Sie aus Loyalität oder einfach nur aus Bequemlichkeit bei ihm bleiben und vergleichsweise geringe Gehaltssprünge akzeptieren. Der Blick über den Tellerrand kann sich lohnen, denn in vielen Branchen sind bekanntlich Fachkräfte gesucht. Passieren kann Ihnen nicht viel – schliesslich haben Sie ja einen Job.
Laden Sie sich unsere Gehaltsübersicht herunter und finden Sie heraus, welches Gehalt Sie verdienen können.
Bildquelle: ©Estée Janssens - unsplash.com