Die Einladung zum zweiten Vorstellungsgespräch ist kein Grund, sich zurückzulehnen. Sie haben zwar viele Mitbewerber hinter sich gelassen, müssen sich aber immer noch gegen die stärksten Konkurrenten durchsetzen. Wir verraten Ihnen, was im zweiten Vorstellungsgespräch auf Sie zukommt und worauf Sie sich vorbereiten sollten.

Das zweite Vorstellungsgespräch erfordert genauso gründliche Vorbereitung wie das Erste und ist in mancherlei Hinsicht sogar die grössere Herausforderung. 8 Tipps, die Sie beachten sollten, um gut durchs zweite Vorstellungsgespräch zu kommen:

1.) Keine Angst vor neuen Gesichtern

Das erste Vorstellungsgespräch wird oft vom HR-Manager oder dem direkten Vorgesetzten geführt. In der zweiten Runde treffen Sie nun auf neue Gesprächspartner, die im ersten Gespräch nicht dabei waren. Es können nun zum Beispiel weitere Führungskräfte der Unternehmung, oder ein potenzieller neuer Kollege aus Ihrer Abteilung anwesend sein.


Rechnen Sie deshalb damit, dass Ihnen teilweise die gleichen Fragen wie beim letzten Mal gestellt werden und dass Sie noch einmal kurz Ihren Werdegang darstellen werden. Die wichtigsten Stationen aus Ihrem Lebenslauf sollten Sie deshalb auch beim zweiten Vorstellungsgespräch strukturiert und anschaulich erzählen können.

2.) Aus dem ersten Vorstellungsgespräch lernen

Rufen Sie sich vor dem zweiten Jobinterview noch einmal ins Gedächtnis, welche Themen beim ersten Mal angeschnitten wurden und welche den Personalverantwortlichen besonders wichtig waren. Zeigen Sie, dass Sie sich damit beschäftigt haben und neue Gedanken zum Thema beisteuern können. Ausserdem sollte sich Ihre Selbstpräsentation im ersten und zweiten Vorstellungsgespräch zu einem konsistenten Bild zusammenfügen. Das erreichen Sie nur, indem Sie von Anfang an authentisch bleiben.

3.) Auf tiefer gehende Fragen gefasst sein

Sie müssen damit rechnen, dass die Fragen im zweiten Vorstellungsgespräch sehr viel tiefer ins Detail gehen. Sie werden vielleicht aufgefordert, einzelne Abschnitte aus Ihrem Lebenslauf genauer zu erläutern und müssen zu konkreten Herausforderungen aus Ihrem Fachbereich Stellung nehmen. Hierbei wird Ihre Fähigkeit zu Transferleistungen von einem Job zu einem anderen überprüft. Es können Sie auch Fragen erwarten wie beispielsweise “Wenn Sie den Job bekommen, was würden Sie im ersten Jahr machen, um sich zu etablieren?”. Seien Sie auch darauf vorbereitet, die Gründe für den geplanten Jobwechsel zu erläutern oder mit Fragen zu Ihrer persönlichen Situation konfrontiert zu werden: Zum Beispiel, ob regelmässige Geschäftsreisen oder ein Umzug für Sie in Frage kommen. Überlegen Sie sich deshalb vorab, wie Sie auf kritische Fragen richtig antworten.

4.) Knifflige Fragen beantworten können

Neben den typischen Fragen im Bewerbungsgespräch erwartet Sie beim zweiten Besuch möglicherweise ein so genannter Stresstest. Mit besonders kniffligen, verwirrenden oder teilweise sogar provokanten Fragen prüft der Personalverantwortliche dabei Ihre Spontaneität, Kreativität und Stressresistenz. Die Fragen reichen von Verunsicherungen, wie „Sind Sie für diese Stelle nicht unterqualifiziert?“, über Dilemma-Situationen, in denen Sie sich für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden müssen, bis hin zu scheinbar absurden „Brainteasern“ wie: „Wie schwer ist Manhattan?“. Diese Art Fragen zielt nicht darauf ab, dass Sie eine konkrete Lösung nennen, sondern einen möglichen Lösungsweg beschreiben. Hierbei soll Ihre Problemlösungsfähigkeit getestet werden und etwas von Ihrer Persönlichkeit gezeigt werden. Sie meistern solche Situationen souverän, wenn Sie stets sachlich und diplomatisch bleiben, die Situation von mehreren Seiten beleuchten und Ihre Antwort gut begründen. Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen.

5.) Selbst aktiv werden und nachfragen

Im zweiten Vorstellungsgespräch erhalten Sie verstärkt die Möglichkeit, selbst Fragen zu Position, Unternehmung und Arbeitsalltag zu stellen. Beweisen Sie, dass Sie gut über die Unternehmung informiert sind und die Branche kennen. Die zugänglichen Informationen zur Unternehmung sollten Sie ausführlich studiert haben, zum Beispiel auf dessen Webseite. Aber auch die Berichterstattung in lokalen oder überregionalen Medien liefert wertvolle Einblicke. Stellen Sie zum Beispiel Fragen, die sich auf aktuelle Ereignisse oder Entwicklungen beziehen. Etwa eine geplante Standorterweiterung oder neue Produkte. Notieren Sie sich ausserdem vorab, was Ihnen bezüglich der Stelle und Ihres Tätigkeitsfeldes noch unklar ist und nutzen Sie das zweite Vorstellungsgespräch, um alle offenen Fragen zu klären.

6.) Das Lohngespräch nicht scheuen

Rechnen Sie damit, beim zweiten Vorstellungsgespräch über Ihren Lohn zu sprechen. Warten Sie allerdings, bis Ihr Gegenüber das Thema anspricht. Um beim Thema Lohn nicht nur einen guten Eindruck zu hinterlassen, sondern auch zu bekommen, was Sie verdienen, müssen Sie über branchenübliche Gehälter Bescheid wissen. Hinweise hierzu liefern Lohnstudien und Tools, wie zum Beispiel der Gehaltsrechner von Robert Half.

7.) Die Unternehmung erkunden

Es ist möglich, dass Sie im Anschluss an das zweite Vorstellungsgespräch durch die Unternehmung geführt werden und Ihre potenziellen Kollegen kurz kennenlernen. Wenn Ihnen gefällt, was Sie sehen, sollten Sie das auch zeigen. Seien Sie offen und freundlich, wenn Ihnen potenzielle Kollegen vorgestellt werden und stellen Sie relevante Fragen. Wenn Ihnen verschiedene Abteilungen gezeigt werden, können Sie sich beispielsweise über deren genaue Bedeutung für Ihre künftige Abteilung erkundigen, und wie beide im Alltag zusammenarbeiten.

8.) Fragen, was als nächstes kommt

Am Ende des Gesprächs sollten Sie erfahren, wie es weitergeht. In vielen Fällen ist das zweite Vorstellungsgespräch die letzte Auswahlrunde. Wenn Sie die Unternehmung überzeugt haben, erhalten Sie eine Offerte. Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie hierauf reagieren müssen. Aber Vorsicht: Das heisst nicht, dass Sie direkt zu- oder absagen sollen. Machen Sie sich aber bewusst, unter welchen Umständen die Stelle für Sie in Frage kommt. So können Sie Ihre Forderungen und Vorstellungen in das Gespräch einbringen. Wenn Sie sich nicht zu 100 Prozent sicher sind, bitten Sie lieber um ein paar Tage Bedenkzeit. Ihr Gegenüber wird das verstehen.
In manchen Fällen schliessen sich noch weitere Bewerbungsrunden an. Nutzen Sie die Gelegenheit, zu fragen, was auf Sie zukommt, damit Sie sich auch darauf ausreichend vorbereiten können.

Fazit: Lassen Sie sich nicht nervös machen

Während das erste Vorstellungsgespräch vor allem ein Kennenlernen ist, geht es im zweiten Vorstellungsgespräch ins Detail. Die Personalentscheider werden Ihnen tiefer gehende Fragen stellen. Ausserdem müssen Sie sich gegen andere gut qualifizierte Konkurrenten durchsetzen, die es ebenfalls in die zweite Runde geschafft haben. Umso wichtiger ist eine gute Vorbereitung. Wenn Sie sich auf die genannten Situationen einstellen, gibt es keinen Grund nervös zu sein und Sie können mit dem ermutigenden Gedanken ins Gespräch gehen, dass die Unternehmung sehr an Ihnen interessiert ist.

 

* Im vorliegenden Text wird durchgängig die männliche Form benutzt. Im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes sind diese Bezeichnungen als nicht geschlechtsspezifisch zu betrachten.

Bildquelle © AndreyPopov – Fotolia.com