COVID-19 hat im Eiltempo das geschafft, wovon viele Arbeitnehmer zuvor jahrelang geträumt haben – und sich nicht selten bei ihren Chefs die Zähne daran ausgebissen haben: neue, flexiblere Arbeitsformen. Doch mit den allmählichen Lockerungen der Massnahmen zum Social Distancing steht in vielen Firmen langsam die Rückkehr in die Büros an. Was bedeutet das für Arbeitnehmer? Sehen wir die Zukunft der Arbeit oder kehren wir zurück zu “Business as usual”?

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Bye-bye, New Work?

Viele Büros waren in den vergangenen Wochen verwaist, weil Arbeitnehmer während der Corona-Pandemie komplett oder zumindest teilweise von zu Hause aus agierten. Jetzt fährt die Wirtschaft allmählich wieder hoch: Geschäfte dürfen wieder öffnen und die Produktion wird wieder aufgenommen. War es das also schon mit der „neuen Normalität“, der neuen, digitalen und flexibleren Arbeitswelt, und geht es jetzt zurück zur Anwesenheitskultur statt New Work? Wie wird die Arbeit in der Zukunft aussehen?

Digitalisierung und ihre Folgen

Ganz so eindeutig ist die Lage nicht. Sicher ist: Die Corona-Krise wird Auswirkungen darauf haben, wie sich unsere Arbeit in der Zukunft gestaltet. Auch wenn die Folgen noch nicht genau absehbar sind, zeigen sich bereits jetzt erste Veränderungen. Viele Unternehmen, die Home-Office-Lösungen zuvor kritisch oder abwartend gegenüberstanden, haben bemerkt, dass Mitarbeiter im Home-Office nicht nur engagierter und zufriedener arbeiten, sondern sogar produktiver sind. Manche Chefs haben bereits angekündigt, dem Wunsch nach Home-Office künftig offener gegenüberzustehen und damit mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu gewährleisten.

Rückkehr zur Normalität in kleinen Schritten

Hinter dem Wunsch nach einer baldigen Rückkehr an den Arbeitsplatz dürften in manchen Fällen auch wirtschaftliche Gründe stehen. Denn viele Arbeitnehmer sorgen sich aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise um ihren Arbeitsplatz oder sehen sich aufgrund von Kurzarbeit mit finanziellen Engpässen konfrontiert. Eine Wiederaufnahme des Normalbetriebs würde ihnen mehr Sicherheit geben. Andere stehen vor der Herausforderung, neben der Arbeit im Home-Office auch noch die Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten. Nachvollziehbar, dass sich Betroffene unter solchen Bedingungen nach ihrem Büroarbeitsplatz sehnen. Doch auch dort wird das Arbeiten anders sein als vor Corona.

Unternehmen müssen zahlreiche zusätzliche Auflagen zum Arbeitsschutz erfüllen, um die Gesundheit ihrer Belegschaft zu schützen. Social Distancing, Hygiene- und Abstandsregeln gelten auch im Büro. In vielen Fällen bedeutet das, dass nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig zurückkehren können, sondern Teams nur im Wechsel vor Ort sein dürfen. Der Plausch mit den Kollegen an der Kaffeemaschine dürfte in vielen Firmen vorerst aufgrund von Platzmangel in den Küchen unmöglich bleiben, ebenso wie persönliche Meetings in grosser Runde. Dafür werden Kontaktprotokolle und regelmässige Desinfektion wohl noch eine Weile zu unserem Arbeitsalltag gehören. Vom alten Büroalltag sind wir also noch weit entfernt.

Was ist New Work?

Unter New Work wird ein Wandel hin zu einer Flexibilisierung der Arbeitswelt sowie zu zukunftsweisenden Arbeitsformen verstanden. Dabei soll einerseits stärker auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter eingegangen werden. Andererseits ziehen Unternehmen einen Vorteil aus den Angeboten der neuen Technologien und der daraus resultierenden Produktivität. Wichtige Faktoren im Konzept von New Work sind

  • flexible Arbeitsgestaltung, zum Beispiel durch Vertrauensarbeitszeit und -orte sowie Verzicht auf standardisierte Kernarbeitszeiten
  • virtuelles Arbeiten, zum Beispiel durch Video-Meetings und Collaboration-Tools
  • Work-Life-Balance und Work-Life-Blending, also fliessende Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit
  • Abbau von hierarchischen Strukturen und stärkere Einbeziehung von Mitarbeitern in Entscheidungen

Die Umsetzung fordert von Unternehmen und Mitarbeitern ein umfassendes Umdenken und kann nicht von heute auf morgen passieren. Aber viele New-Work-Methoden, die dabei zum Tragen kommen, wurden in den vergangenen Wochen bereits gelebt. Führungskräften wurde die Kontrolle ein Stück weit entzogen, Videokonferenzen gehören seit Corona schon fast zum Joballtag.

All dies wird unsere Arbeit in Zukunft beeinflussen. Es hat in der Krise funktioniert – oft ohne grossen Vorlauf und gerade für berufstätige Eltern, die Arbeits- und Familienzeit in eine gute Balance bringen mussten. Werden neue Arbeitsformen künftig geplant umgesetzt, können alle Seiten noch viel mehr davon profitieren. Die Krise birgt also jede Menge Chancen, die Weichen für die Zukunft des Arbeitslebens neu zu stellen.

Wenn Sie nach Corona nicht mehr zurück zum alten Normalzustand möchten, ist jetzt womöglich ein guter Zeitpunkt, den Grundstein dafür zu legen und Ihren Chef auf neue Arbeitsmöglichkeiten (im Home-Office, im Büro oder beides) anzusprechen. Auch wenn die Covid-19-Pandemie Ihnen vor Augen geführt hat, dass es an der Zeit ist, die Weichen für Ihre berufliche Laufbahn neu zu stellen, können Sie jetzt direkt durchstarten.

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Bildquelle: © vieirra - unsplash.com